Im WiSe 2021/22 startet ein neuer Modellstudiengang an der medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld. Zum ersten Mal in Deutschland wird dabei eine Professur mit dem Namen “Geschlechtersensible Medizin” besetzt. In den letzten Jahren ist das Thema von Gender und Geschlecht nicht nur allgemein-gesellschaftlich, sondern auch in der Medizin vermehrt ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Nicht zuletzt auch während der Coronapandemie: Bundesweit konnten hier mehr schwere Verläufe an Männern als an Frauen dokumentiert werden, was die Bedeutsamkeit von Geschlechterunterschieden in Krankheitsverläufen exemplarisch offenlegte.
Gender und Geschlecht in der Medizin
Solche Unterschiede lassen sich in fast allen medizinischen Disziplinen feststellen. Ob bei Tumoren, Morbus Alzheimer, Asthma oder Schmerzforschung – Entstehung, Verlauf und Symptomatik von Krankheiten divergieren oft in Abhängigkeit zum Geschlecht. Auch bei der Medikation ist der unterschiedliche genetische Aufbau von Männern und Frauen relevant. Da die Anteile von Fett-, Wasser-, und Muskelmasse beeinflussen, wie ein Medikament aufgenommen und verteilt wird, ist auch die Wirksamkeit von Medikamenten geschlechtsabhängig. Psychosoziale Aspekte können ebenfalls den Verlauf von Krankheiten beeinflussen, womit zusätzlich das sozialwissenschaftliche Gender-Konzept für die Medizin interessant wird.
Geschlechtersensible Medizin gehört noch nicht zur Pflichtlehre in Deutschland
Trotzdem ist geschlechtersensible Medizin bisher nicht einheitlich an deutschen Universitäten implementiert. Während einige Fakultäten zwar Maßnahmen ergriffen haben, ist sie an den meisten Universitäten noch nicht verpflichtend vorgesehen. Somit hängt es häufig vom persönlichen Ermessen der Dozenten ab, inwieweit diese Komponenten in den Lehrplan eingehen. Der neue Modellstudiengang der Medizin in Bielefeld plant eine andere Herangehensweise. Durch fachspezifische Veranstaltungen wird geschlechtersensible Medizin systematisch in die Pflichtlehre eingebunden. Darüber hinaus sollen geschlechtsspezifische Elemente auch vermehrt fachübergreifend vermittelt werden.
Du willst geschlechtersensible Medizin studieren?
Da es sich um einen neuen medizinischen Studiengang handelt, wird ein Wechsel in höhere Fachsemester an der Universität Bielefeld bisher noch nicht angeboten. Sobald eine Bewerbung möglich wird, werden wir diese in unser Programm bei Bewerbungsrenner aufnehmen.
Mehr zu dem neuen geschlechtersensiblen Medizinstudiengang der Universität Bielefeld könnt ihr in einem Interview mit Sabine Oertelt-Prigion hier nachlesen: https://www.spiegel.de/start/sabine-oertelt-prigione-wird-professorin-fuer-geschlechtersensible-medizin-in-bielefeld-a-2d05f7ae-b7e9-4bd9-b33a-e1852d4449a0