Moritz Lerch hat im deutschsprachigen Studiengang der Medizin an der Universität Szeged in Ungarn studiert. Für die klinische Phase des Studiums der Medizin wechselte er an die TU Dresden. Wir wollen wissen, wie es ihm dabei ergangen ist.
Wie kamst du darauf, mit Medizin im Ausland anzufangen?
Eigentlich wollte ich immer schon Medizin studieren. Allerdings war mein Schnitt nicht gut genug, um direkt damit anzufangen. Nach einem FSJ an der Uniklinik in Münster hatte ich dann immer noch keinen Platz. Auf Empfehlung eines Bekannten habe ich mich dann in Szeged beworben.
Warum gerade Szeged?
Ganz allein ins Ausland zu gehen, ist schon ein krasser Schritt. In Szeged kannte ich zum Glück schon jemanden. Das war für mich ausschlaggebend.
Würdest du die Uni empfehlen?
Ja, sehr! Die Ausbildung ist viel praktischer und handwerklicher als in Deutschland, was mir sehr gefallen hat. Am Anfang muss man sich vielleicht darauf einstellen, dass die Dozenten mitunter nur wenig Deutsch sprechen. Das deutsche Programm gibt es eben noch nicht so lange. Die Dozenten kommen überwiegend aus Ungarn, Deutsch ist nicht ihre Muttersprache. Das ist an anderen Medizin-Unis im Ausland aber auch so.
Hast du Ungarisch gelernt?
In der Uni gibt es einen Sprachkurs, den man belegen und auch bestehen muss. Der ist aber nicht so schwer. Da ich von Anfang an wusste, dass ich nach zwei Jahren wieder zurückwill, war meine Motivation nicht so groß. Trotzdem habe ich die Sprache gelernt. Mit Englisch kommt man sonst auch gut weiter.
Aus welchen Gründen bist du wieder zurückgekommen?
Aus finanziellen Gründen. Die Ausbildung und die Stadt haben mir sehr sehr gut gefallen und ich wäre gerne geblieben. Indem ich jetzt in Deutschland studiere, spare ich aber eine Menge Geld.
Was hast du Besonderes aus deiner Zeit im Ausland mitgenommen?
Szeged ist eine internationale Stadt, mittlerweile sind an der Uni über 50 Nationalitäten vertreten! Es ist einfach cool, im Ausland zu sein und Leute aus der ganzen Welt kennenzulernen. Dadurch lernt man auch sehr gut Englisch. Außerdem konnte ich dort als Student sehr gut leben: Miete, Lebensmittel, oder Essengehen ist viel günstiger als in Deutschland.
Wie war der Neuanfang an der TU Dresden?
Anstrengend. Du hast keine Einführungsveranstaltungen, niemand nimmt dich an die Hand. Es war auch nicht so einfach, in eine bestehende Gemeinschaft hineinzukommen. Viele Leute in Dresden hatten einfach schon feste Freundeskreise. Was den Einstieg erleichtert hat, waren die vielen anderen Neuen, die aus dem Ausland dazukamen. Mit denen ist ein Kennenlernen leichter, man ist eben in der gleichen Situation. Mittlerweile kenne ich auch andere Leute, aber das brauchte ein bisschen Zeit.
Hattest du Lücken?
Nein. Wenn man in Ungarn Medizin auf Deutsch studiert, hat man das „deutsche“ Physikum.
Wo warst du Mitstudierenden an der deutschen Uni voraus?
Wir hatten, wie gesagt, sehr viel mehr praktische Erfahrungen. Zum Beispiel hatten wir sehr viel mehr Praktika in Anatomie als in Deutschland. Der Praxisbezug wird dadurch erleichtert, dass in Ungarn Patienten häufig von Studierenden behandelt werden. Letztendlich kommt es aber darauf an, was man selbst aus seinem Studium macht.
Wie kompliziert war der Wechsel nach Deutschland?
Bürokratisch gesehen war es für mich einfach, da ich den Wechsel mit Bewerbungsrenner gemacht habe. Ich habe meine Unterlagen zu Euch geschickt, den Rest habt ihr gemacht. Von Kommilitonen habe ich mitbekommen, dass es sehr viel Papierkram ist, sich an allen deutschen Unis normal zu bewerben. Wenn du die Zusagen hast, muss aber alles sehr schnell gehen. Die Unterlagen müssen rechtzeitig da sein und natürlich musst du auch den Umzug meistern. Das ist stressig, aber es gehört dazu!
Hast du besondere Tipps für den Quereinstieg?
Als Medizinstudent kann man immer sagen, man soll fleißiger sein. Bei der ganzen Lernerei sollte man nicht vergessen, das Leben zu genießen.
Hast du eigene Erfahrungen mit dem Wechsel aus dem Ausland nach Deutschland und hast Lust darüber zu berichten? Schreib uns gerne an kontakt@bewerbungsrenner.de!